Inge Regnat-Ulner | Vita

Inge Regnat-Ulner / selbstbegegnung
Skulpturen / Objekte / Collagen — 5. - 9. April 2017 — Kunstverein Rosenheim

Kunstverein Rosenheim
Klepperstraße 19 / 83026 Rosenheim
www.kunstverein-rosenheim.de

Vernisage: Sonntag / 5. März 2017 / 11.00 Uhr
Begrüßung: Elisabeth Mehrl / Vorsitzende KV Rosenheim
Einführung: Prof. Dr. Andreas Kühne, München
Kurator: Klaus Schmid

Sonntag / 2. April 2017 / 11.00 Uhr
Gespräch mit der Künstlerin

Schlag2 Percussion-Duo / Florian Reß und Sebastian Hausl

15.03.2017 - Oberbayerisches Volksblatt

"Selbstbegegnung" nennt die Bildhauerin Inge Regnat-Ulner die Ausstellung ihrer Werke in den Räumen des Kunstvereins Rosenheim.

Die Arbeiten der weit über die Rosenheimer Region hinaus bekannten Künstlerin, die 1937 in Neisse in Schlesien geboren wurde und an der Pariser und der Münchner Akademie studierte, werden beim Kunstverein zum ersten Mal in einer Einzelausstellung gezeigt. Und es wurde Zeit für diese bestens präsentierte Schau, in der in den lichten Räumen des Kunstvereins Arbeiten aus ihren wichtigsten Werkzyklen zu sehen sind, Wand- und freistehende Raumreliefs sowie die neueren Collagen.

Den Titel „Selbstbegegnung“ bezieht die Künstlerin dabei nicht nur auf sich selbst. „Es ist eine Begegnung mit meinen Arbeiten, die schon 20 Jahre alt sind, aber es soll auch eine Begegnung für den sein, der die Kunst betrachtet“, sagt die Künstlerin. „Ich hoffe, dass da etwas passiert, dass der Betrachter sich mit dem Werk und sich selbst auseinandersetzt.“

Aufrüttelnde Collagen

Besonders wird der Besucher bei ihren neuen, spannenden, mal aufrüttelnden, anklagenden, berührenden, mal auch ironisch-heiteren Collagen innehalten, die in den letzten Jahren entstanden sind. Hier verlässt Inge Regnat-Ulner die konkret-konstruktivistische Kunst ihrer Reliefs und Stahlskulpturen, erweitert ihre künstlerische Ausdrucksform und greift zeitkritische Inhalte auf, die sie und dann auch den Betrachter beschäftigen.

Noch im Vorraum der Ausstellung präsentiert Inge Regnat-Ulner die extra für diese Ausstellung gefertigte Collage „Aleppo“, auf der sie auf einem vergrößerten Foto der zerbombten syrischen Stadt mit Fotografien aus Zeitungen die Not und das Elend anschaulich macht, wenn Männer Babys aus den Trümmern tragen oder ein Flüchtlingszug hindurchzieht. Ähnlich aufrüttelnd sind ihre „Chaos-Collagen“, die die Schreckensszenarien unserer Zeit thematisieren: Krieg, Erdbeben, den Flugzeugabschuss in der Ukraine. Krieg, Habsucht und Gier beeinflussen das Leben und zerstören es. Durch einen Prozess des Zusammenfügens entstehen Bilder aus vielschichtigen Überlagerungen mit komplexen Zusammenhängen. Viele der Collagen werden in einem besonderen Druckverfahren beidseitig auf Acrylglas aufgebracht. Dies erzeugt eine erstaunliche Tiefenwirkung. Oben auf setzt die Künstlerin noch mit schwarzen Strichen ihre konkret-konstruktivistischen Formen.

Aber nicht nur aufrüttelnd sind ihre Collagen auch ironisch-witzig wie bei ihren vier Arbeiten „Modefetische“ wie bei „High heels are made for walking“, „Ich geh mal shoppen“, Ich lieg am Meer“ mit den abgebildeten Stöckelschuhen, Taschen und Sonnenbrillen. Die drei Collagen „schweigen“ hat Inge Regnat-Ulner Eugen Gomringer und seiner konkreten Poesie gewidmet. Vier weitere Collagen im Halbrahmen sind vier sinnliche farbige Abstraktionen, die Assoziationen mit den Landschaften von Lanzarote, Rügen, Feuerland und Island hervorrufen, deren Namen sie tragen. Ein Vogel und ein Stier sind auf der Collage „Ein Käfig ging einen Vogel suchen“ erkennbar. Den Titel hat die Künstlerin von Franz Kafka entlehnt.

Bekannt ist Inge Regnat-Ulner vor allem durch ihre signifikanten blauen Stahlskulpturen, die vielerorts im öffentlichen Raum zu finden sind. Ausgangspunkt auch ihrer räumlichen Skulpturen ist die Fläche. „In den Raum zeichnen“, nannte diese künstlerische Vorgehensweise die Kunsthistorikerin Dr. Birgit Löffler einmal. Weiterer Ausgangspunkt ihrer Arbeit sind die Grundformen der Geometrie: der Kreis, das Quadrat, das Dreieck. Besonders deutlich wird dies an der Arbeit „Delta, Phi, Pi“. Verwendet die Künstlerin häufig und gern Buchstaben des griechischen Alphabets in Abwandlungen und Variationen, auch in ihrer Bedeutung als Träger und Vermittler menschlicher Entwicklungsgeschichte, sind in diesem Wandrelief die Zeichen besonders nahe am Vorbild. Gleichzeitig sind sie für die Künstlerin durch die angefügten Diagonalen auch sich öffnende Tore. Bei weiteren Arbeiten öffnen sich aus der Fläche heraus die Formen in den Raum hinein und werden zu dreidimensionalen Raumgefügen. „Wandzeichnungen“ nennt sie konstruktivistische Formen mit Stahlbändern. Im Raum werden diese zu „Raumzeichnungen“, zu transparenten Skulpturen aus Vierkantstahl.

Blau nimmt dem Stahl die Schwere

Dazu kommt bei den meisten Werken die Farbe Blau. Sie steht für das Geistig-Kosmische, sie steigert die Plastizität und nimmt dem Stahl seine Schwere. Akzente setzt die Künstlerin zudem mit leuchtendem Gelb.